Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag
„Die Mehrgenerationen-Familie ist leider vielerorts Geschichte“, stellt die sozialpolitische Sprecherin Marga Hartong fest. Ob in der Kinderbetreuung oder auch bei der Pflege von älteren Menschen, das hauptamtliche Personal sei oft bereits mit den Kernprozessen ausgelastet. Die Menschlichkeit bleibe auf der Strecke. Gerade im ländlichen Landkreis Osnabrück werde ehrenamtliches Engagement, auch ohne verbriefte Gegenleistung, in zahlreichen Vereinen, Verbänden und Initiativen gelebt.
„Gerade für Tätigkeiten mit Älteren, wo Zeit meist nach Dienstplan geschenkt werden muss, fällt es heute aber schwer, Ehrenamtliche zu gewinnen, die dem immensen Bedarf gerecht werden“, sieht Bernward Abing einen guten Ansatz im vorgestellten Modell. Dabei sei jedem, der selbst einmal Hilfe benötigt habe, klar, dass es vor allem an einem mangele: Zeit.
Der in Südoldenburg geborene Diplomökonom Willehad Zumbrägel kennt diese Herausforderungen und hat mit dem Zeitbank-Konzept ein Anreizsystem entwickelt, welches als krisenfeste Form der Absicherung für die eigene Hilfsbedürftigkeit, das Ehrenamt für mehr soziale Gruppen attraktiver machen soll. Wer anderen hilft, kann sich das gutschreiben lassen und später Hilfe von anderen „abheben“. Neben den jetzigen Stützen der Altersvorsorge, der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Rente, baue man sich so eine zusätzliche Zeitanspar-Rente auf. "Solch ein System kann man nicht einfach von oben verordnen, sondern es muss in den Kommunen mit Leben gefüllt werden", betont der Merzener Bürgermeister und Kreistagsabgeordnete Gregor Schröder. Er sehe gute Chancen, ein solches Modell in Merzen auf die Beine zu stellen.
„Die Idee ist revolutionär“, bringt es der Meller Kreistagsabgeordnete Thomas Uhlen abschließend auf den Punkt, „wenn wir so etwas nicht auf die Beine stellen können, wer denn dann? Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag.“