Gymnasialer Zweig treibt keine Blüten
„In gut einer Woche hatten wir die Unterschriften beisammen“, sagte Ulf Maringer vom Bissendorfer Elternrat. Für ihn ist die Liste ein eindrucksvolles Dokument des Elternwillens. Bissendorf gehört mit Hagen und Hasbergen zu den Kommunen, die zum August 2012 jeweils eine Oberschule mit gymnasialem Zweig anbieten wollten. Die notwendige Zustimmung des Landkreises bleibt ihnen nun wohl verwehrt.
Zum Hintergrund: Die niedersächsische Landesregierung hat 2010 wegen schwindender Schülerzahlen an Hauptschulen eine Schulreform durchgeführt. Demnach dürfen Haupt- und Realschulen zu einer Oberschule verschmelzen. Zudem hat die schwarz-gelbe Koalition in Hannover die Möglichkeit eingeräumt, an diesen Oberschulen gymnasiale Zweige einzurichten. Letztgenannte Option können Kommunen im Kreis vorerst nicht ziehen. Anfang 2013 soll es dann im Landkreis eine Elternbefragung zum Schulwahlverhalten geben. Vor deren Auswertung wollen die Fraktionen offenbar keine Fakten schaffen.
„Wir können heute nicht Entscheidungen für einzelne Standorte treffen, sondern müssen auch an die Auswirkungen auf die Schullandschaft im Allgemeinen denken“, erklärte Thomas Uhlen (CDU) für die Kreistagsgruppe CDU/FDP/UWG. Und da gebe es noch viele Fragen, die offen seien. Die Gruppe lehnte die Anträge der Kommunen geschlossen ab.
Für Ursula Thöle-Ehlhardt steckte „das Dilemma im Detail“. Die Grüne befürchtete, dass Schüler weiterhin nach Osnabrück führen, weil es an Oberschulen mit gymnasialen Zweigen Probleme mit der Differenzierung nach Schulzweigen geben könnte. Anderseits gebe es den klaren Elternwillen und die Sorge um die Schulstandorte. Ihre Fraktion enthielt sich beim Votum ihrer Stimmen.
Eggeling warnte für die Gruppe SPD/UWG davor, „Präzedenzfälle“ zu schaffen und vor übereilten Schritten. „Aus seiner Gesamtverantwortung heraus kann der Landkreis die Anträge nicht akzeptieren.“ Seine Gruppe stimmte ebenfalls gegen die Anträge – mit einer Ausnahme. Der Hagener Ratsherr Reinhard Wittke (SPD) sagte: „Wir haben auch eine Verantwortung für die Kommunen, und die wollen vernünftige Schulen vor Ort haben.“ Zudem hätten die Gemeinden die Rahmenbedingungen, die das Land vorgebe, erfüllt.
Unterstützt wurde Wittke von Wolf-Dieter Sudau vom Kreiselternrat: „Sie haben hier ein eindeutiges Votum, das Sie sonst nicht haben“, erklärte er. „Wenn Sie die Möglichkeit schon mal haben, kommen Sie doch dem Wählerwillen nach“, lautete sein vergeblicher Appell.